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19:00
Gemeinderat Uttenreuth
Uttenreuth, Rathaus, Sitzungssaal

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Automatisch gespeicherter Entwurf

Sind Elektroautos alltagstauglich und umweltfreundlich?

Ein privater Erfahrungsbericht von Bernhard Mayr

Elektromotoren und Akkus sind eine feine Sache. Kein Mensch kann sich vorstellen in den Akkuschrauber oder ins Handy flüssigen Brennstoff einzufüllen. Und obwohl es auch schon Motorsägen mit Akku gibt, beim Auto ist es halt anders:
Verbrennungsmotoren bringen uns seit Jahrzehnten zuverlässig von A nach B, ein kraftvoll hoch drehender Motor hat was und Benzin und Diesel gibt es in allen Ecken der Welt.
Strom gibt es allerdings auch überall, oft liegt der Strom sogar näher. Jeder hat daheim eine Steckdose, die wenigsten aber eine Zapfsäule. Trotzdem bleibt das Reichweitenproblem: Kann ein Auto, dass nach 200 bis 240 km einen Boxenstop braucht, einen Verbrenner im Alltag ersetzen?
Nachdem ich mit unserem neuen Elektroauto* in 2 Wochen Sommerurlaub 2500 km gut durch halb Europa gekommen bin, beantworte ich die Frage für unsere Familie mit “Ja!”.
Damit sich jeder selbst ein Bild machen kann, erzähle ich hier von dieser Reise. Eigentlich hatten wir gar nicht geplant mit diesem Auto in den Urlaub zu fahren, aber egal welcher Motor, ein neues Auto ist einfach schöner als ein altes …

* Weil ich keine Werbung machen will, schreibe ich nicht welche Marke oder welches Modell wir gekauft haben, aber wer will, kriegt das schnell raus. Es ist ein 5-Türer der Golf-Klasse mit 5 Sitzplätzen und normalem Kofferraum. Es hat inklusive der staatlichen Prämien und Herstellerrabatte 29.000 € gekostet. Vom Spurhalte- und Notbremsassistenten, über LED Scheinwerfer bis zur Sitz- und Lenkradheizung hat er alles was andere auch haben. Es sieht auch ziemlich normal aus, vermutlich weil es dieses Modell auch als Benzin-Hybrid Variante gibt.

Die Route

Nach vielen Jahren Urlaub mit Kindern an einem Ort, wollten meine Frau und ich mal wieder in Etappen reisen, immer 2 oder 3 Tage in einer Gegend und dann wieder einen Ortswechsel. Von Weiher aus ging’s zunächst nach Straßburg, dann durch die Schweiz und Italien nach Frankreich und wieder durch die Schweiz zurück nach Hause.


In der Karte kann man alle Elemente anklicken, dann öffnen sich zusätzliche Informationen.
Die
Tagesetappen habe ich per GPS mitgeschnitten und mit Buchstaben bezeichnet. Kurze lokale Fahrten hab ich weggelassen.
Die
Ladestopps sind sind mit Nummern gekennzeichnet.
Rote Symbole stehen für geplante, kostenpflichtige Ladungen.
Grüne Ladestops waren KOSTENFREI.
Gelbe Ladestops wären nicht notwendig gewesen, haben sich aber angeboten, weil wir ohnehin gehalten haben.


Die Etappen

Details zu den Tagesetappen finden sich oben in der Karte, in der Übersicht sind die Entfernungen auf einen Blick zu sehen.

 

Etappe von nach km
A Weiher Straßburg (F) 365
B Straßburg (F) Colmar (F) 73
C Colmar (F) Gersau (CH) 203
D Gersau (CH) Mont-Dauphin (F) 515
E Mont-Dauphin (F) Villaret (F) 58
F Villaret (F) Moulin de la Pipe (F) 178
G Moulin de la Pipe (F) Bonlieu (F) 310
H Bonlieu (F) Bern (CH) 173
I Bern(CH) Waldshut-Tiengen (D) 138
K Waldshut-Tiengen (D) Weiher 423
gesamt 2435

Lokale Fahrten an den Urlaubsorten sind nicht aufgeführt.

Die Ladestops

Ein Benziner oder Diesel ist in unter 5 Minuten wieder voll. Beim Elektroauto dauert das, je nachdem wie groß der Akku ist und wie schnell die Ladestation ist. Unser Auto hat eine Batterie mit einer Kapazität von 28 kWh und lädt mit bis zu 60 kW Ladeleistung. Von fast leer bis voll sollte eine Vollladung an einem “normalen” 50kw Gleichstrom Schnellader (Typ 2 CCS) also nicht länger als 35 bis 40 Minuten dauern.

Details und Bilder zu den Ladestops finden sich oben in der Karte, in der Übersicht sind die Ladezeiten auf einen Blick zu sehen.

 

Ladestop Ladedauer
(Minuten)
0 über Nacht zu Hause in der Nacht vor der Reise
1 24
2 13
3 über Nacht umsonst am Hotel
4 15 Halt zum Kaufs der Schweizer Autobahn Vignette umsonst
5 29
6 33
7 36
8 34
9 60 während des Abendessens
10 über Nacht umsonst am Hotel
11 16
12 13
13 61 diese Ladesäule war nicht so schnell wie sie sein sollte …
14 11
15 über Nacht an der Ferienwohnng
16 16
17 35
18 10 umsonst bei Kaufland
19 28
20 10 umsonst bei Aldi

Reichweite

Anfangs haben wir nach ADAC Test mit einer Reichweite von 210 km gerechnet. Nach einigen Etappen war klar, dass sich bei moderater Fahrweise der Verbrauch um 11 kWh / 100 km einpendelt (siehe unten) und das Auto real 240 km Reichweite hat. Da das Ladestationsnetzwerk in Frankreich und besonders Italien deutlich schlechter ist als in Deutschland oder der Schweiz, haben wir besonders abseits der Autobahnen frühzeitig wieder vollgeladen.


Zwischenfazit

Die Praxis bestätigt die Vorhersage: Mit wenigen Ausnahmen ist das Auto in 30 bis 40 Minuten wieder voll und hat dann eine Reichweite von 220 bis 240 km. D.h. mit zwei Kaffeepausen kommt recht problemlos über 500 km weit.

An einer normalen Schuko-Steckdose dauert eine Volladung allerdings 8 Stunden. Geht unter Tags natürlich gar nicht, über Nacht ist das kein Problem und manchmal sogar umsonst. Alles was man braucht ist einen Parkplatz mit einer normalen Steckdose in der Nähe und das mit dem Auto gelieferte “Notladekabel”. So lädt man auch zu Hause ohne Probleme.

Umwelt und Klima

Der Grund warum man überhaupt über Elektroautos redet ist, dass Elektroautos klimafreundlicher sein sollen. Diese pauschale Aussage ist genauso falsch oder richtig wie “Diesel sind sparsamer wie Benziner” oder “Frauen können nicht einparken”.

Der Strom den Elektroautos zum Fahren verbrauchen, verursacht auch CO2-Emissionen und durch die Batterie erzeugt die Produktion von Elektroautos mehr Emissionen als Verbrenner. Je größer die Batterie desto mehr.

Verbrauch

Laut Bordcomputer hatten wir einen Durchschnittsverbrauch von 11 kWh / 100 km. Laut ADAC entstehen Ladeverluste von gut 10%, so dass das Auto pro 100 km 13 kWh (aufgerundet) aus dem Netz zieht. Beim deutschen Strommix entstehen pro kWh 450g CO2*, macht also 5850g CO2 / 100 km.

Bei der Verbrennung von einem Liter Benzin werden 2,37 kg CO2 und bei Diesel 2,65 kg CO2 freigesetzt**. Um einen CO2-Ausstoß von 5850g CO2 / 100 km zu erreichen, dürfte ein Diesel nur 2.21 und ein Benziner nur 2.47 Liter verbrauchen. Selbst wenn man den vom ADAC gemessenen Verbrauch zu Grunde legt, liegt man besser als ein 3 Liter -Auto. Das bestätigt sich auch, wenn man sich die Verbrauchsdaten realer Autofahrer auf spritmonitor.de ansieht. Aber so wie es Sprit-Fresser gibt, so gibt es auch Strom-Fresser. Mit einem Verbrauch über 20 kWh/km ist man nicht mehr so umweltfreundlich unterwegs.

* CO2 Deutscher Strommix (Statista)
**
Dekra

Produktion

Die Frage der zusätzlichen Klimabelastung durch die Produktion von Elektroautos ist schwieriger zu beantworten, das kann man nicht selber testen und muss sich auf fremde Information verlassen. Grundsätzlich stimmt es, dass Elektroautos in der Produktion mehr CO2 ausstoßen als Verbrenner. Das Argument “Die Batterien werden mit viel Kohlestrom und unter schlechten Umweltschutzbedingungen in China produziert! Diese Autos sind nicht sauber, sie machen den Dreck nur woanders.” kann man also nicht so einfach wegwischen.

Einen ersten Hinweis liefern Daten wie dreckig der Strom in China oder Korea ist, woher die meisten Batteriezellen kommen.



Der Strom in China und Korea ist dreckiger als in Deutschland, aber nicht so viel dreckiger, als man vielleicht denkt. Deutschland ist auch kein Musterknabe, unser Strom ist dreckiger als der europäische Durchschnitt!

Genauer unter die Lupe genommen hat die Gesamt CO2-Bilanz von Autos das Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg, u.a. mit realen Verbrauchsdaten des ADAC. Auf der website dieses Instituts gibt es ein Rechentool mit dem man bestimmen kann, welches Elektroauto, abhängig von Verbrauch und Jahreskilometerleistung, in der CO2 Gesamtbilanz inklusive Produktion und Entsorgung besser ist als ein Verbrenner. Man sieht, besser zu sein als ein 5-Liter Diesel schaffen nur wenige Elektroautos, einen 8-Liter Benziner schlagen fast alle.

Also auch bei Elektroautos bleibt eine Wahrheit bestehen: Kleinere verbrauchsarme Autos sind besser für die Umwelt als große schwere Sprit- bzw. Strom-Schlucker. Wer aber ein möglichst umweltfreundliches Auto sucht, kommt schon heute nicht mehr an einem Elektroauto vorbei. Über die Jahre werden Elektroautos ja auch immer sauberer, wenn unser Strom sauberer wird, ein Verbrenner bleibt so sauber oder so dreckig wie er ist.

Kosten

Die Stromkosten unsrer Reise waren insgesamt 130 €, also etwa 5 € / 100 km. Wie viel Diesel oder Benzin man dafür bekommt, kann jeder selbst ausrechnen. Ein Auto, das weniger verbraucht ist logischereise auch preiswerter.

Aber auch hier muss man natürlich die Anschaffung, Steuer, Versicherung, Wartung usw. mitrechnen. Der ADAC hat dazu jede Menge Daten in seinem Autokostenrechner, auch zum Vergleich von Elektroautos und Verbrennern. Ähnlich wie beim CO2-Ausstoß fallen die Kostenunterschiede zwischen großen und kleinen Autos viel mehr ins Gewicht als zwischen Elektroautos und vergleichbaren Verbrennern. Und in fast jeder Fahrzeugklasse gibt es mittlerweile Elektroautos die bei ähnlichen Kosten umweltfreundlicher fahren als ein Verbrenner.

Probleme

Ja, es gab auch Probleme. In der Nähe von Turin funktionierte eine Ladesäule nicht und die Batterie war fast leer. Wir mussten zuerst zu einer langsamen Ladesäule eines Supermarktes in der Nähe (Ladestop 7), um es bis zum nächsten Schnellader an einer Tankstelle (Ladestop 8) zu schaffen. Unterm Strich 1½ Stunden Zeitverlust. Nicht schön, aber auch nicht dramatischer als 1½ Stunden im Stau zu verlieren. Im Stau kann man allerdings nicht währenddessen im Supermarkt einkaufen oder einen Espresso trinken.

Überraschendes

Womit ich nicht gerechnet hatte, war wie viel Spaß so ein Elektroauto in den Bergen auf Passstraßen macht.
Bergauf hat man jederzeit mehr als genug Drehmoment um schön durch die Haarnadelkurven zu ziehen, kein runterschalten, ganz entspannt nur mit dem rechten Fuß wippen. OK, das ist vermutlich bei einem modernen Doppelkupplungsgetriebe auch so.
Bergab zeigt sich der Unterschied, da wird der Elektromotor zur ultimativen Motorbremse. Durch fein dosierbare Rekuperation bremst man genau so stark wie man will, entweder über Schaltwippen am Lenkrad oder nur mit dem rechten Fuß. Mehrere hundert Höhenmeter runter und kein heulender Motor und kein einziges Mal mit dem Fuß auf der Bremse. Die Bremsscheiben bleiben kalt und die Batterie wird wieder voll. Beeindruckend!

Mein Fazit

Wenn man mit einem Elektroauto für unter 30.000 Euro in 2 Wochen fast problemlos 2500 km durch halb Europa zurücklegen kann, dann reicht es auch für Deutschland. Wenn man überhaupt ein Auto braucht, denn für Uttenreuth und Umgebung tuts meist auch das Fahrrad, ein E-Bike oder der ÖPNV.

Und wer’s mal selber ausprobieren will, kann gern mal mit mir eine Probefahrt machen. Oder man macht eine Taxifahrt mit Forchheim’s ersten E-Taxi, das ist das gleiche Modell wie meins.